Regensburger Domorgel © Domkapitel Regensburg/Michael Vogl

Orgelführungen

Seit 2009 hängt im Regensburger Dom die imposante und klangfarbenreiche Rieger-Orgel. Wie funktioniert eine Orgel? Was verbirgt sich hinter den sichtbaren Pfeifen? Und vor allem: Wie klingt die Orgel? Domorganist Franz Josef Stoiber erklärt und spielt die Orgel.

Termine 2023

Dienstag 5. September 2023, 17 Uhr
Dienstag 17. Oktober 2023, 17 Uhr

Treffpunkt und Ticketverkauf

Infozentrum DOMPLATZ 5

Anmeldung erforderlich

0941 5971662 (Mo-Fr, 10-15 Uhr)

Gebühren

15 EUR
Keine Ermäßigung. Kinder bis 16 Jahre frei.



Der innere Aufbau der Regensburger Domorgel

von Wendelin Eberle, → Rieger Orgelbau

Das statische Korsett der Orgel bildet eine knapp sieben Tonnen schwere Stahlkonstruktion. Diese besteht aus zwei senkrecht über die gesamte Orgelhöhe verlaufende Rahmen, an deren oberen Ende sich die Ösen für die Befestigung der vier je 30 mm dicken Stahlseile befinden, mit welchen die Orgel in einer eigens geschaffenen Stahlkonstruktion im Dachboden verankert ist. In diese zwei aufrechten Rahmen sind dann auf unterschiedlichen Höhen fünf weitere horizontale Rahmen eingebracht, welche die einzelnen Ebenen der verschiedenen Werke bilden. Mehrere diagonale Abspannungen verleihen dem Torso die nötige Steifigkeit.

Manch einem mag die Aufhängung der Orgel mittels der vier Stahlseile als sehr gewagt erscheinen, dennoch wurde hier mit einem Vielfachen an Sicherheit gerechnet. Man bedenke, dass rein rechnerisch ein einziges Stahlseil mit einem Durchmesser von nur 16 mm ausreichen würde, um die gesamte Last der Orgel von 37 Tonnen zu tragen!

Auf der untersten, ersten Ebene sind das Pedal- (auf Sturz) und das Bombardwerk, auf der zweiten Ebene, unmittelbar unterhalb des Spieltisches, das Positivwerk untergebracht. Die dritte Ebene, auf etwa halber Höhe der Orgel, trägt den Spieltisch und bildet zugleich die Ausstiegsebene des Aufzugs. Die vierte Ebene, direkt über dem Spieltisch, beheimatet das Hauptwerk und dient als Befestigung für die aufwendige Teleskopkonstruktion des Aufzugs. Auf der fünften, obersten Ebene ist das Schwellwerk untergebracht. Somit ergibt sich die den Spieltisch umschließende Anordnung der Werke, die sich bei genauer Betrachtung im Orgelprospekt sehr deutlich widerspiegelt.

Die Windladen der Orgel sind als Tonkanzellenladen ausgeführt und jeweils C- und Cs-seitig aufgeteilt. Die Windzufuhr zu den Ladenbälgen der einzelnen Werke erfolgt über zwei unabhängige Windsysteme und ein Netz von Holzkanälen. Die Gesamtkapazität beträgt 86 m3 Wind pro Minute bei einem Druck von 0,14 bar. Eine Einheit (Gebläse und Magazinbalg) befindet sich auf dem Dach des Schwellwerkes, also ganz oben, die Andere auf der untersten Ebene hinter dem Bombardwerk.


Wie jede Orgel dient die Regensburger Domorgel in erster Line der Feier der Liturgie, die in der Kathedrale vorbildhaft sein soll: für das Orgelspiel im Gottesdienst sollen dem Organisten viele Klangfarben zur Verfügung stehen. Und natürlich muss die Domorgel die adäquate Realisierung der großen Orgelwerke, die im 19. und 20. Jahrhundert für die bedeutenden Kathedralen geschaffen wurden, ermöglichen. Domorganist Prof. Franz Josef Stoiber

Spieltische

Die Orgel besitzt zwei in ihren Funktionen identische Spieltische, von denen der eine (Hauptspieltisch) in der Orgel integriert und der andere (Generalspieltisch) im Chorraum platziert ist. Der Hauptspieltisch ist als eingebauter Spielschrank mit senkrecht angeordneten und schräg stehenden Registermanubrien und mit rein mechanischen Trakturen ausgeführt. Das heißt, die Ventile aller vier Manualwerke sowie des Pedals und auch sämtliche Koppeln werden auf mechanischem Wege (feine Holzstäbchen im Querschnitt von 0,8 x 6 mm und einer Länge von bis zu 9 m) betätigt. Demgegenüber erfolgt das Öffnen der Ventile vom freistehenden Spieltisch über eine sehr schnelle, komplexe elektronische Steuerung. Die Manubrien des elektrischen Spieltisches sind zwar analog dem mechanischen Spieltisch, allerdings waagrecht und in geschwungener Form angeordnet. Trotz seiner beachtlichen Größe passt sich dieser Spieltisch äußerlich harmonisch dem Ensemble des Chorgestühls an. Beide Spieltische können auch gleichzeitig benutzt und von beiden kann jeweils auch die Chororgel (1989) bedient werden.

Die Betätigung der Register sowie die Ansteuerung der Schweller erfolgt von beiden Spieltischen über das neue REA-System (Rieger-Electronic-Assistant), welches sowohl die elektrische Traktur, die Setzeranlage und die Schwellersteuerung in einem einzigen, vernetzten System vereint. Zudem bietet dieses System nützliche Funktionen wie ein Datenarchiv, Wiederholungsfunktionen, Kopierfunktionen, Aufzeichnungs- und Wiedergabefunktion, geteiltes Pedal, Sostenuto, frei einstellbare Koppeln, wählbare Schwellkurven usw.

Weiterführende Information

Einen Überblick über die Regensburger Domorgel und die Geschichte der Orgeln im Dom bietet der Kleine Kunstführer „Regensburg – Die Domorgel in der Kathedrale St. Peter“, der im → Verlag Schnell & Steiner erschienen ist. Dieser ist im Infozentrum DOMPLATZ 5 erhältlich.





Cover des Kleinen Kunstführers über die Regensburger Domorgel